Frau Strübig, wie ich kürzlich erfahren habe, waren Sie letztes Jahr in Japan unterwegs. Was hat Sie dort hingeführt?
Im Rahmen einer Expertenbeauftragung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) habe ich an einem Energiesymposium an der Universität von Nagoya teilgenommen. Daran schlossen sich Gespräche mit Vertretern des japanischen Wirtschafts- und Umweltministeriums in Tokyo an. Im Fokus standen die Herausforderungen einer Energiewende nach deutschem Vorbild, insbesondere die damit verbundene Schaffung entsprechender institutionell-rechtlicher Rahmenbedingungen sowie die Akzeptanz in der Bevölkerung. Im Rahmen des gemeinsamen Erfahrungsaustausches hat sich gezeigt, dass beide Länder, Deutschland und Japan, viel von einander lernen können und sich zukünftig eine noch engere Zusammenarbeit empfiehlt.
Welche Erwartungen von Land und Leuten hatten Sie vor Reisantritt?
In meinen Vorstellungen ist Japan immer ein faszinierendes Land gewesen, in dem fernöstliche Kultur und Traditionen in einem vitalen Spannungsverhältnis zu modernster Technologie und tief greifendem gesellschaftlichen Wandel stehen und Gastfreundlichkeit und Höflichkeit einen sehr hohen Stellenwert besitzen.
Wurden Ihre Erwartungen bzw. Vorstellungen erfüllt? Oder gab es ganz andere Erlebnisse?
Meine Erwartungen bzw. Vorstellen wurden erfüllt und teilweise übertroffen, auch wenn ich auf Grund der kurzen Aufenthaltszeit nur einen kleinen Einblick in dieses Land erhalten konnte. Besonders beeindruckt hat mich die Gastfreundlichkeit und Höflichkeit sowie die Hilfsbereitschaft der Japaner. Ich habe mich vom ersten Augenblick an in diesem Land aufgenommen und wohl gefühlt. Nicht zu vergessen in diesem Zusammenhang ist auch die Pünktlichkeit der Japaner. Insbesondere die Pünktlichkeit der japanischen Züge hat mir imponiert.
Beeindruckend war zudem, dass in diesem hochindustriellen, modernen Land das alte Japan weiterlebt und sich Tradition und Moderne in einem interessanten Wechselspiel befinden. Kunstvolle Schreine, ehrwürdige Pagoden sowie Ruhe spendende Zen-Gärten und traditionelle Teehäuser gehen einher mit imposanten Wolkenkratzern, Hightech und bunten Leuchtreklamen.
Wie haben die japanischen Städte Tokyo und Nagoya auf Sie gewirkt?
Tokyo ist für mich eine Stadt der Extreme, die Tradition und Moderne vereint und ein reges kulturelles Leben hat. Der Blick von einem der vielen Wolkenkratzer auf das nächtliche Lichtermeer aus Neonreklamen und glitzernden Warenhäusern war ein tolles Erlebnis.
Der Großraum Nagoya als Heimat des riesigen Toyota-Konzerns ist eine moderne Industrie-region. Die Millionenstadt Nagoya mit ihren atemberaubenden Hochhäusern offenbart sich einem als aufstrebende, sich rasant verändernde Metropole.
Ein Besuch der Burg von Nagoya vermittelte mir, dass diese Stadt auch reich an Geschichte ist. So haben die drei bedeutendsten Helden der japanischen Feudalzeit – Oda Nobunaga, Toyotomi Hideyoshi und Tokugawa Ieyasu – hier ihre Spuren hinterlassen.
Wie sind Sie mit den japanischen Speisen zurecht gekommen?
Besonders aufgefallen ist mir, dass das Thema Essen in Japan eine sehr hohen Stellenwert besitzt und die Japaner hohe Anforderungen an Geschmack und Qualität ihrer Nahrungsmittel haben. In den Restaurants waren die angebotenen Gerichte stets frisch und von hoher Qualität sowie leicht und sehr bekömmlich. Das Frischfischangebot in Japan hat mich als bekennende Sushi-Liebhaberin begeistert.
Würden Sie gern wieder nach Japan reisen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet?
Ich habe mir fest vorgenommen, wieder nach Japan zu reisen. Allerdings dann für einen längeren Zeitraum, um Land und Leute besser kennen zu lernen sowie die herrlichen vielgestaltigen Landschaften – und nicht zu vergessen das Essen 🙂 – zu genießen.
Das Interview führte Tim Schneider.