Beeindruckende Schloss-Besichtigung mit bezauberndem Japanischen Hain
Mitgliederreise wieder einmal voller Erfolg

Nach außen blicken, Inspirationen erhaschen, Eindrücke wirken lassen, den Horizont erweitern. Und ganz nebenbei auch mal wieder Meeresluft schnuppern.
Hierfür hatten sich 11 Mitglieder der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. zu ihrem Vereinsausflug des Jahres 2017 auf die Reise nach Mecklenburg gemacht.

Die Mitgliederreise – nunmehr schon eine langjährige Tradition des gemeinsamen Entdeckens von außergewöhnlichen japanischen Gärten in Nah und Fern – führte zunächst nach Rostock, um den noch immer gut gepflegten Japan-Garten auf dem Areal der Internationalen Gartenschau des Jahres 2003 gemeinsam zu besichtigen. Bei dieser Gelegenheit wurde gleich noch der ebenfalls auf dem IGA-Gelände befindliche Chinesische Garten begutachtet sowie dem Schifffahrtsmuseum auf dem Traditionsschiff „Dresden“, als größtes schwimmendes Museum Deutschlands, ein Besuch abgestattet.

Am Abend traf die illustre Reisegruppe im alteingesessenen Gasthaus „Zur Kogge“ nah am Rostocker Warnowkai den Präsidenten der DJG zu Rostock, Herrn Johannes Kunze sowie das langjährige Mitglied Kapitän auf großer Fahrt i.R. Heinrich Schröder. Gemeinsam probierte man auserlesene Spezialitäten der Mecklenburger Küche und des Ostseeraums bei würzigem Bier und passendem Weißwein. Dies bot einen hervorragenden Rahmen für eine Vertiefung der Gespräche in aktuelle Themen der Deutsch-Japanischen Beziehungen sowie in die jeweiligen Vereinstätigkeiten.

Am Sonntag ging es von Rostock aus zum Schloss Mitsuko in Todendorf bei Teterow, einem reizvoll in einer so nicht erwarteten bewegten Hügellandschaft 30 km südöstlich von Rostock gelegenen Gutshaus mit einer bemerkenswerten Japan-Ausstellung. Wir waren ein wenig vorinformiert. Es hieß, dass es eine Vielzahl von seltenen Exponaten aus Privatbesitz zu sehen geben wird. Aber was mag sich dort tief im Hinterland, hinter den sieben Hügeln bei den… mitten in Mecklenburg wohl verstecken?

Wir wurden außerordentlich überrascht.
Herr Professor Heinrich Johann Radeloff und seine Ehefrau Mitsuko, die treibenden Kräfte hinter der Etablierung des Museums und des außergewöhnlichen Gartens den Hügel hinauf hinter dem Schlösschen, ließen es sich trotz ihres hochbetagten Alters nicht nehmen, uns persönlich zu empfangen. Gemeinsam mit Herrn Karl-Michael Constien und einer Dame des Unterstützervereins wurde die Reisegruppe auf das herzlichste willkommen geheißen.

Herr Prof. Radeloff berichtete uns über das Schloss, den umgebenden Garten, seine Vorstellungen zur Umgestaltung, von den vielen Unterstützern und auch von seinem facettenreichen Lebensweg.
Er entstammt einem sehr alten Geschlecht aus dem Ostseeraum, lebte über 30 Jahre bei Kyoto, der alten Hauptstadt von Japan. Seinen Ruhestand nach einem bewegten, erfahrungsreichen Leben als Maler und auch in einigen anderen Professionen wollte er in seiner alten Heimat verbringen. Er konnte seine japanische Frau davon überzeugen, obwohl sie bis dahin kein Deutsch sprach. Und so begannen die beiden mit tatkräftiger Unterstützung vieler Hände ein neues, nochmals arbeitsreiches Leben mitten in Mecklenburg.

Mit viel Enthusiasmus und Liebe zum Detail wurde das alte Gutshaus hergerichtet und eine außergewöhnliche Ausstellung von aus Japan stammenden Exponaten aus verschiedenen Lebensbereichen wie Kunstwerke, Alltagsgegenstände, Kleidungsstücke, Objekte aus der Religionsausübung u.v.m. aufgebaut. In weiteren Räumen wurden Kunstobjekte verschiedener japanischer und deutscher Künstler ausgestellt. Das besondere am Ausstellungskonzept war ein spürbarer, zarter Zusammenhang, der durch die Atmosphäre des in Würde gealterten Schloss Mitsuko wie ein zarter Rauch von Räucherstäbchen in japanischen Shinto-Schreinen oder buddhistischen Tempeln dahinflog.

Durch diese beeindruckende Ausstellung, die man nie im Leben im ländlichen Mecklenburg erwarten würde, führte Karl-Michael Constien, Jünger von Prof. Radeloff, Adjutant, Bewunderer, Organisationstalent und vor allem anderen freischaffender Künstler, mit Sachkunde und feinsinnigem Humor. Chapeau! Wir waren unbeschreiblich beeindruckt.

Frau Mitsuko Radeloff hatte derweil einen verführerischen Imbiss aus japanisch anmutender Eierschecke in Verbindung mit einer Minze-Creme der allerfeinsten Art vorbereitet sowie einen schmackhaften Sencha (Grünen Tee) ausgeschenkt.

Die Geschichten zum Schloss Mitsuko und aus dem bewegten Leben der Familie Radeloff fesselten uns Zuhörer auf das Heftigste, so dass wir gar nicht wieder aufstehen wollten. Herr Prof. Radeloff verstand es wahrlich auf unvergessliche Weise, uns „in Beschlag zu nehmen“.

Es war uns aber dann doch möglich, unseren Wunsch auf eine geführte Besichtigung des Deutsch-Japanischen Hains hinter dem Gutshaus in Erinnerung zu rufen.

Besichtigung des Deutsch-Japanischen Hains in Rostock

Durch ein großes japanisches Sonnentor hindurch eröffnet sich dem Besucher der Blick auf den im fortgeschrittenen Entstehungsprozess befindlichen Deutsch-Japanischen Hain, in dessen Gestaltung der vorhandene Baumbestand geschickt einbezogen wurde. Viele gestalterische Elemente japanischer Gartenkunst wie Trockenteiche oder stille Orte des Verweilens sind Botschafter der fernöstlichen Ästhetik in der Gestaltung künstlich geschaffener Landschaften.

Die Entstehung eines Hains nach japanischem Vorbild dauert naturgegeben mehrere Jahrzehnte. Bereits im derzeitigen Entwicklungsstand sind beim Durchschreiten immer wieder neue Entdeckungen möglich. Mit traditionellen Methoden und vielfältigen in Mecklenburg nicht heimischen botanischen Raritäten wird aus dem früher verwaisten Garten ein Kleinod geformt, das in Deutschland einzigartig ist.

Seine große Anziehungskraft auf Besucher verdankt der Hain dem Kontrast zur ihn umgebenden Natur.

Die Harmonie des traditionellen japanischen Hains trifft auf eine durch die Eiszeit kräftig geformte Landschaft. Zeitgenössische Kunst von japanischen und deutschen Künstlern wurde in Form von Skulpturen und Arrangements sensibel eingefügt. Vor allem in den Sommermonaten ist der Hain Kulisse für Veranstaltungen wie zum Beispiel Gastauftritte japanischer Ensembles, die traditionelles Nô-Theater zwischen Bismarck-Eiche und japanischem Rotahorn aufführen.

Der Rundgang durch den Hain ermöglicht immer wieder neue Blickbeziehungen.

Einige wesentliche Elemente von japanischen Gärten, die im Deutsch-Japanischen Hain zur Anwendung gekommen sind, seien abschließend noch einmal kurz aufgeführt:

Rund 5.000 große eiszeitliche Granitsteine wurden aus der Umgebung herangeschafft, um das Gelände zu modellieren. Ein Teil der Granitsteine wurde in einer in Japan kultivierten Bauweise für eine imposante Natursteinmauer verwendet – schräg aufwachsend, mit engen Fugen und ohne Mörtel.

Einer der zentralen Orte des Hains ist ein großer Kraft-Stein, unter dem sich laut Herrn Prof. Radeloff drei Wasseradern kreuzen. Ein mediatives Hände-Auflegen unter seiner Anleitung ermöglicht es dafür offenen Besuchern, Stärkung und Zuversicht aufzunehmen.

Eine große Zahl fernöstlicher Pflanzen wurde stimmungsvoll kombiniert mit einheimischer Mecklenburger Vegetation.

Der Hain stellt ein bemerkenswertes Ensemble mit Gestaltungselementen, die als Vordergrund, Mittelgrund sowie Hintergrund wirken, dar. Dabei wurde Japangarten-typisch das Stilelement der „geborgten Landschaft“ von außerhalb des Gartens einbezogen.

Zusammenfassend darf eingeschätzt werden, dass mit dem Deutsch-Japanischen Hain am Schloss Mitsuko eine sehenswerte Symbiose von Landschaftsgarten und exotischer Japan-Garten-Gestaltung gelungen ist.

Auf der Rückreise bot sich dann noch die Möglichkeit, dem Japanischen Steingarten in Waren an der Müritz einen Besuch abzustatten. Dieser ist nach einhelliger Einschätzung ein echtes Kleinod mit dem bezeichnenden Namen „Kranich von Waren“ (Waren no tsuru) und befindet sich im Ensemble verschiedener Schaugärten vor der Silhouette der Stadt Waren.

Tim Schneider / Lutz Wisweh

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