Faszinierender Japan-Abend im Internationalen Begegnungszentrum der OVGU mit dem Vortrag „Klopf Klopf! Japan öffne dich! – Das Ende der Samurai-Epoche“
Gäste folgten Dr. med. Kenji Kamino auf seiner Zeit-Reise ins Japan des 19. Jahrhundert
Am Donnerstag, 30.01.2014, war auf Einladung der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. und des Hausherrn des Internationalen Begegnungszentrums, dem Akademischen Auslandsamt der Otto-von-Guericke-Universität, bereits zum sechsten Mal Herr Dr. med. Kenji Kamino aus Hannover zu Besuch in Magdeburg.
Herr Prof. Dr.-Ing. habil. Lutz Wisweh, Präsident der DJG Sachsen-Anhalt e.V., freute sich über das hohe Interesse der Magdeburger am Thema sowie über das bemerkenswerte Medienecho im Vorfeld zur Veranstaltung.
Dr. Kenji Kamino bot mit seinem äußerst kurzweiligen, reich bebilderten Vortrag einen tiefen Einblick in die gesellschaftlichen und politischen Hintergründe der bewegten Jahre des Sturzes der – mit 250 Jahre andauernden, fast vollkommenen Abschottung Japans von der Außenwelt einhergehenden – Shogunat-Regierung des Familien-Clans der Tokugawa. Dabei ging er ebenfalls vertiefend auf die Wiedereinführung der kaiserlichen Regierungsgewalt sowie auf die Öffnung Japans zur Außenwelt (1853 – 1869) ein.
Mit seiner liebenswerten Vortragsweise und seinem feinsinnigem Humor gelang es Dr. Kenji Kamino zum wiederholten Mal, seine Zuhörer mitzunehmen, ja mitzureißen. Dieses Mal auf eine Vortrags“reise“ durch einen der bedeutendsten Epochenwechsel der Neuzeit Japans.
Im Laufe des Vortrages wurde sehr anschaulich herausgearbeitet, wie die Öffnung Japans als Ergebnis der Schwäche und schließlich des Untergangs des Shogunates und somit der Wiedererlangung der Regierungsgewalt durch den Kaiserhof im Zusammenspiel mit einem deutlichen Druck von außen zu erklären ist. Von besonderem Gewicht war der militärische Druck der USA in Form des Auftretens von Kriegsschiffen in der Bucht von Edo (Tokyo). Die USA wollten in Japan Stützpunkte für ihre Walfangflotte und für Händler einrichten.
Das bis dahin auf feudalen Grundlagen basierende Wirtschafts- und Gesellschaftssystem litt an inneren Verkrustungen sowie an mangelnden technischen und gesellschaftlichen Innovationen. Die Wirtschaftsentwicklung stagnierte, Wetterkatastrophen hatten mehrere Missernten zur Folge. Dies führte zu weit verbreitetem Hunger und somit zu großer Unzufriedenheit. Die Herrschaft des über Jahrhunderte machtvoll und unumstößlich regierenden Tokugawa-Clans geriet zunehmend ins Wanken. Die aus verschiedenen verbündeten süd- und westjapanischen Fürstentümern zusammengestellten Truppen besiegten schließlich das Heer des Shoguns.
1853 erzwangen die USA die Öffnung des Landes. Daraufhin folgten rasante Entwicklungen in allen Bereichen der Gesellschaft.
Der erste Konsul von England in Japan stellte fest, dass die japanische Gesellschaft auch ohne Kultur des Abendlandes hoch entwickelt ist, dass die Japaner glücklich sind. Er fragte offen: „Müssen wir wirklich unsere Kultur nach Japan bringen?“
1860 war der Beginn von Aktivitäten Preußens auf japanischem Territorium. Im Gegensatz zu England und Frankreich setzte Preußen einige Zeit auf die 31 verbündeten Fürstentümer des Nordens, die sich für den Erhalt des Shogunats und gegen die Erstarkung der kaiserlichen Gewalt einsetzten. Mit dem Fall des Fürstentums Aizu sowie mit der militärischen Bezwingung des Freistaates Ezo unter Enomoto Takeaki mit Sitz in der Stadt Hakodate auf Hokkaido wechselte Preußen seine außenpolitische Strategie und stellte sich auf die neuen Machtverhältnisse ein.
Bemerkenswert waren die Pointen und die nicht an feinsinniger Ironie mangelnden Ausführungen von Dr. Kenji Kamino über die bis heute wahrnehmbaren Nachwirkungen dieser Jahre der dynamischen Veränderungen mit unglaublichem Ausmaß.
Die insgesamt 48 Gäste sowie Vertreter von Universität und Deutsch-Japanischer Gesellschaft dankten es Dr. Kenji Kamino mit einem herzlichen Applaus und der Aufforderung, spätestens im kommenden Jahr wieder mit einem Vortrag nach Magdeburg zu kommen. Kamino sensei, hontoni yokatta desu. Arigato gozaimashita.
Tim Schneider