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Datum und Uhrzeit
28.11.2024
17:00 - 19:00

Veranstaltungsort
Stadtbibliothek Magdeburg

Kategorie


Stadtbibliothek Magdeburg und Deutsch-Japanische Gesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. laden gemeinsam ein zum

öffentlichen Vortrag Kotodama

von Takuro Okada, Cellist und Kulturreferent, Augsburg

am Donnerstag, 28. November 2024, 17:00 Uhr

in Stadtbibliothek Magdeburg, Breiter Weg 109, 39104 Magdeburg

zum Vortrag

„Es passiert faktisch, was jemand wörtlich geäußert hat.“ Latent glauben Japaner, dass Worte einen eigenen Geist haben. Dieser Glaube heißt Kotodama-Glaube, und diesen verstehen japanische Philologen als das Element, welches neben dem Tenno-Kaiserhof symbolisch für das ganze Volkstum steht. Japaner wussten schon immer, dass der Bann der Worte sowohl Segen als auch Fluch bringen kann. Das soziale Verhalten des Japaners ist sehr kompliziert und unheimlich implizit. Er äußert zum Schluss einer Feier „lass uns es öffnen!“, weil das Wort „schließen“ nicht gut klingt. Eine Gemeinde in Tokio hieß früher „Kamenashi (Keine-Schildkröte)“, die heute „Kameari (Mit-Schildkröte)“ heißt, weil dies doch einfach schöner ist.

„Ich tue Unhöfliches“, das ist eine der höflichsten Formulierungen als Begrüßung. Japaner entschuldigen sich so häufig und auch oft wegen seltsamer Gründe. Man sieht es wohl nur in Japan, dass aufgrund der Affäre eines Mannes seine Frau in der Öffentlichkeit Abbitte leistet.

Wenn der Japaner sich entschuldigt, gibt es eine spezielle Bedeutung. Hier zeigt sich sein inneres Bedürfnis, die seelische Sensibilität der Anderen zu respektieren. Die Japaner versuchen dabei zu berücksichtigen, dass Affekt sich unter Menschen sehr schnell verbreitet, und deshalb verstehen sie es als sozial, wenn sie untereinander sorgfältiges Mitgefühl äußern.

Warum wurden den Menschen die Worte zuteil? Den Worten wohnt etwas Mysteriöses inne, welches Menschen „menschlich“ sein lässt. Wozu lebt der Mensch? Was kann der Mensch der Welt hinterlassen? Wenn wir uns mit der Wahrheit der Worte auseinandersetzen, können wir einen geheimnisvollen Fakt des Lebens einsehen.

zum Referenten

Takuro Okada wurde 1987 in Osaka geboren. Er ist ausgebildeter Cellist (Akademie der Musikhochschule Osaka, Leopold-Mozart-Zentrum der Universität Augsburg, Hochschule für Musik Saar). Während seines Studiums wählte er die japanischen volkstümlichen Charakteristika als Thema für seine pädagogische Studienarbeit und begann, diese aus einer wissenschaftlichen Perspektive heraus zu untersuchen. Da das Musikstudium an der Universität Augsburg zur philosophischen und sozialwissenschaftlichen Fakultät gehört, setzte er sich neben der künstlerischen Ausbildung des Instrumentalspiels mit seiner eigenen Heimat anhand akademischer Forschung auseinander.

Hierzu inspirierte ihn die Begegnung mit der deutschen Mentalität und deutscher Denkart, die ihm oft völlig anders erschien, und die in ihm die Motivation erweckte, seine eigene Identität zu hinterfragen.

Anhand zahlreicher literarischer Werke über die Shinto-Forschung, die Zen-Forschung und die japanische Volkstümlichkeit, die in Deutschland noch nicht veröffentlicht wurden, arbeitet Takuro Okada in Deutschland an der Aufklärung der wahren Mentalität und Lebensweise der Japaner. Des Weiteren praktiziert er die durch Karate-Ausbildung, Qigong-Ausbildung und tägliche Zazen aufgebaute Methode der Körperintegration im Instrumentalspiel und überträgt diese auf die Instrumentalpädagogik.

Seit 2017 hält er fundiert recherchierte Vorträge im gesamten deutschsprachigen Raum.