Gäste aus Tokio zu Besuch in Magdeburg

Forscher und Berater im Auftrag der japanischen Industrie und der Regierung erkundigen sich über Erfahrungen aus dem Stadtumbau in Magdeburg –
gemeinsames Abendessen mit Mitgliedern und Aspiranten der DJG Sachsen-Anhalt e.V.

Am 08. Mai 2014 waren die Teilnehmer der Fachdelegation Prof. Takuya Tsuji von der Hitotsubashi-Universität Tokio, Fumihiko Kamio vom Nomura Research Institute Tokio, Harry K. Hanahara vom 21st Cetury Public Policy Insitute des Keidanren (der wichtigste japanische Wirtschaftsverband, entspricht dem BDI in Deutschland) aus Tokio mit ihrem Reiseleiter und Dolmetscher Takashi Nakagawa aus Berlin hier in Magdeburg zu Besuch.

Die Experten in verschiedenen Themenfeldern des Stadtumbaus führten eine mehrtägige Forschungsreise mit Fokus u.a. auf die effiziente Reorganisation von technischen Infrastrukturen durch. Während eines ausführlichen Interviews im Stadtplanungsamt der Landeshauptstadt (LH) Magdeburg sowie bei geführten Rundgängen in Neu-Olvenstedt und in Buckau konnten sie sich einen ersten Einblick in aktuelle Aspekte des Stadtumbaus in Magdeburg verschaffen.

Am Abend trafen die Gäste zu einem gemeinsamen Abendessen mit Vertretern der Deutsch-Japanischen Gesellschaft (DJG) Sachsen-Anhalt e.V. im Restaurant Fürstenwall ein.

Hier wurden sie freundlich vom Ehrenpräsidenten der DJG Sachsen-Anhalt e.V., Rechts-anwalt Michael Gosewisch begrüßt. Der DJG-Vizepräsident und städtische Stadtplaner Dipl.-Ing. Tim Schneider wie auch die begeisterten Japan-Kenner Magister Monique Strübig vom Umweltamt der LH Magdeburg, Dipl.-Ing. Martin Kraft vom Lehrstuhl Logistik an der OVGU sowie Dipl.-Ing. Stefan Köder, Stadtteilmanager von Neu-Olvenstedt, nahmen ebenfalls am gemeinsamen Abend teil.

Die deutsch orientierten Speisen mundeten vorzüglich bei der einen oder anderen gemeinsamen Schmunzelei über hier und da doch recht verschiedene Betrachtungen und Sichtweisen auf Facetten des Alltagslebens wie auch des akademischen Betriebs sowie der Planungspraxis in Stadtplanung und Stadtumbau in Japan und in Deutschland.

Dabei war es möglich, auch persönliche Einschätzungen und Eindrücke ungezwungen mit den Gästen auszutauschen. Das war ein wahrlich erfrischender Austausch mit neuen Anregungen und Denkansätzen.

So lässt sich für uns und den geneigten Leser festhalten, dass die Gäste äußerst interessiert nach unseren Magdeburger Sichtweisen auf das Leben in der Stadt nachgefragt haben. Sie brachten ihr besonderes Interesse für die Lebenszusammenhänge in einer aus ihrer Sicht (und nach japanischen Maßstäben) kleinen bis mittelgroßen Großstadt zum Ausdruck.

Der mitreisende Exkursionsleiter und liebenswert kernig auftretende Dolmetscher Takashi Nakagawa fragte im Laufe des Abends mehrfach nach, ob wir in Magdeburg für die Betreuung weiterer Fachdelegationen aus verschiedenen Fachrichtungen der Stadtplanung und -gestaltung wie auch Umweltplanung zur Verfügung stehen würden. Er deutete in seiner japanisch geprägten Kommunikationsweise diskret und zurückhaltend auf bald anstehende weitere Anfragen von Fachleuten aus Japan hin.

Selbstverständlich haben wir Teilnehmer am gemeinsamen Abend unsere Bereitschaft auf Unterstützung erwidert. War es doch auch für uns ein Vergnügen, unsere Kenntnisse und Sichtweisen auf Japan sowie unsere Japanisch-Kenntnisse wieder einmal gehörig auffrischen zu können.

Auf fachlicher Ebene soll hier noch kurz angefügt werden, dass die absehbaren Heraus-forderungen aus dem demografischen wie auch gesellschaftlichen und ökonomischen Wandel mit erheblichen Schrumpfungen und insbesondere mit markanten Veränderungen der Alters- wie auch Bevölkerungsstruktur in Stadt und Land von Japan wie auch bei uns in Mitteleuropa und in Deutschland in den kommenden Jahren geprägt sein werden. Es gibt somit noch viel voneinander zu lernen. Dies kann uns nur zum gegenseitigen Nutzen gereichen.

Tim Schneider für den Vorstand der DJG

Mara aus Japan: Golden Week

Anfang Mai ist in Japan „Golden Week“. Zu dieser Zeit reihen sich vier Feiertage so aneinander, dass man eine Art verlängertes Wochenende bekommt. Auch wenn an diesen Tagen weiterhin Geschäfte geöffnet sind und Schüler für Clubaktivitäten in die Schule gehen, hat man vergleichsweise viel Freizeit, so dass sich halb Japan auf Reisen begibt.
Meine Gastfamilie und ich haben diese Zeit genutzt, um Kobe und Kyoto zu besuchen. Auch wenn tausende Japaner auch die Idee hatten, in die alte Kaiserstadt zu fahren, fanden wir Wege, Kyoto ohne viele Touristen um uns herum zu erleben. Wir besuchten den Kyomizudera, einen der berühmtesten Tempel Kyotos, der sogar in einer japanischen Redewendung zu finden ist. So beutetet “von der Terrasse des Kyomizudera zu springen” etwas wagen oder auch einen Entschluss in die Tat umsetzen. Ein Wasserfall, der dem Tempel seinen Namen gab (es bedeutet in etwa reines Wasser), schenkt einem langes Leben, Erfolg und Gesundheit, wenn man davon trinkt. Außerdem hat man vom Tempel die beste Sicht über Kyoto.
In Kobe besuchten wir das beliebte Viertel Chinatown und ich probierte unter anderem Seegurke, was ziemlich gut schmeckte. Nur an die Schweineohren (nein, nicht die mit viel Zucker vom Bäcker) habe ich mich nicht herangewagt.
Am Mittwoch ging dann wieder die Schule los und obwohl es mir schwer viel, morgens den warmen Futon zu verlassen, freute ich mich doch, meine Klassenkameraden wieder zusehen. Mir wurde bewusst, wie sehr ich sie alle nach nur vier Tagen schon vermisst habe.